Am Ufer des Griebnitzsees drehte sich am 23.9.2016 alles Rund um die Digitalisierung. Der Steuerberaterverband Berlin-Brandenburg lud zu seiner 20. Herbst-Fachtagung in die prunkvollen Räume der Universität Potsdam ein. Rund 200 Teilnehmer, darunter Angehörige der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe, Finanzverwaltung sowie Wissenschaft, waren zugegen. Ihnen bot sich ein umfangreiches Fachprogramm bestehend aus materiell-rechtlichen Steuerfragen bis hin zu praktischen Tipps für den Kanzleialltag. Der Präsident des Steuerberaterverbands Berlin-Brandenburg StB Carsten Butenschön hob in seiner Eröffnungsrede die hohe Tragweite der Digitalisierung hervor. Auch der Berufsstand wird von den Entwicklungen erreicht. Er empfahl dem Berufsstand, die Chance der Digitalisierung aufgeschlossen wahrzunehmen. Brandaktuell seien zudem die neusten Fortgänge bei der Reform der Erbschaftsteuer. Butenschön monierte diesbezüglich den lang anhaltenden Schwebezustand. Sodann begrüßte Prof. Dr. Andreas Musil, Vizepräsident für Lehre und Studium der Universität Potsdam, die Anwesenden. Der Wissenschaftler und Steuerjurist bediente sich mahnender Worte: Bei der Modernisierung des Besteuerungsverfahrens müsse dringend hinsichtlich des Datenschutzes nachgebessert werden. Ein Abwarten auf die Umsetzung der EU-Datenschutz-Grundverordnung in nationales Recht sei für die Steuerbürger nicht nachvollziehbar. Die brandenburgische Staatssekretärin der Finanzen, Daniela Trochowski, machte deutlich, dass die Digitalisierung auch in den Finanzämtern Einzug halte. Die zunehmende Automatisierung der Prozesse sei dort erforderlich, da der Kreis der Steuerpflichtigen stetig wachse. Dies sei z. B. der Rentenbesteuerung geschuldet. Dr. Claudia Nicolai, Academic Director am Hasso-Plattner-Institut (HPI), berichtete aus der unmittelbaren Nachbarschaft zur Alma Mater Potsdam: Die HPI School of Design Thinking verfolgt einen Lehransatz, der beinahe einmalig in Europa ist. Die Lehranstalt beschäftigt sich mit neuen Denk- und Arbeitsweisen für die Wirtschaft 4.0. Die Digitalisierung führe nicht nur dazu, dass Maschinen zu Kollegen werden. Auch eine zunehmende Ortsungebundenheit sei die Folge. All diese Entwicklungen erfordern neue Führungsmodelle, die die Herausforderung mitbringt, Ergebnisorientierung neu zu erfinden. Marco Czeczka, Steuerberater aus Dortmund, nahm die Teilnehmer mit auf einen gedanklichen Besuch in seine digitalisierte Kanzlei. Dass der Digitalisierungsprozess trotz aller Vorzüge und Chancen nicht immer reibungslos gelingt, zeigten seine Anekdoten aus der Praxis. So besteht z. B. die Gefahr, dass die automatische Buchungserkennung das Anlagevermögen wegdigitalisiere oder fälschlicherweise jede Rechnung dem Reverse-Charge-Verfahren zuordne. Deutlich wurde, dass der Megatrend Digitalisierung der Arbeitswelt auch vor den Steuerberaterkanzleien nicht Halt macht. Der Vortrag von Stefan Groß, Steuerberater und Certified Information Systems Auditor aus München, vereinte steuerrechtliche Entwicklungen und die berufliche Praxis. Zum Themenbereich GoBD und elektronische Rechnung berichtete er von den Neuerungen im Bereich des mobilen Scannens. Von der digitalen Belegeinreichung bei Reisekosten mittels Smartphone könnten Mitarbeiter im Außendienst besonders profitieren. Die Finanzverwaltung halte diese Methode zwar grundsätzlich für zulässig, hege aber Vorbehalte. Denn insbesondere bei Barbelegen bestehe die Gefahr, dass sie betrügerisch mehrfach verwendet werden. Darüber hinaus stellte Groß die Stolperfallen der digitalen Betriebsprüfung dar, durch die es zu manövrieren gelte. Dazu gehöre, dass auch der dem Finanzbeamten überlassene Datenträger IT-sicher sei. Ratsam sei z. B. eine Verschlüsselung, wobei der Prüfer den Schlüssel separat vom Datenträger erhält. An der gelungenen Veranstaltung nahmen für den Deutschen Steuerberaterverband e.V. (DStV) sein Hauptgeschäftsführer RA/FAfStR Prof. Dr. Axel Pestke und die Referentin für Steuerrecht Annekathrin Wernsdorf, B.Sc., teil. Stand: 5.10.2016
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