05.07.2018, Kategorie Archiv Europa

DStV besucht internationale Konferenz in Polen zur Zukunft des Accountants-Berufs

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit europäischen Berufsverbänden ist ein wichtiges Ziel des Deutschen Steuerberaterverbandes (DStV), denn: für wichtige Entscheidungen über die Zukunft des Berufs- und Steuerrechts benötigen wir vermehrt Unterstützung aus anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, um in Brüssel mit einer lauten Stimme sprechen zu können. Im Zuge einer wachsenden EU hat der DStV in den vergangen Jahren den Ausbau seines Netzwerks in osteuropäische Mitgliedstaaten vorangetrieben. In diesem Zusammenhang wurde der DStV nun von seiner Partnerorganisation in Polen, der „Accountants Association in Poland“ (AAP), vom 4.-5.6.2018 zu einer internationalen Konferenz nach Wieliczka bei Krakau eingeladen. Schwerpunkt der Konferenz waren dabei die zukünftigen Herausforderungen für den Berufsstand des Accountants durch die zunehmende Digitalisierung und Technologisierung: Welchen Herausforderungen sehen sich die Berufsangehörigen ausgesetzt? Wie wird sich das Berufsbild in den kommenden Jahren und Jahrzehnten verändern? Der DStV war in Wielicka durch seinen Hauptgeschäftsführer, RA/FAStR Prof. Dr. Axel Pestke, und den DStV-Europareferenten, Dr. Jan Trommer, vertreten. Eröffnet wurde die Konferenz durch Franciszek Wala, Präsident der AAP, der betonte, dass wir in einer sich schnell verändernden Zeit leben. Die technologischen Fortschritte und die Digitalisierung beträfen unmittelbar unseren Beruf und unsere Berufsausübung. Dadurch nehme die Wichtigkeit für die Berufsorganisationen weiter zu, ihre Mitglieder dabei zu unterstützen, sich an den digitalen Fortschritt und an die sich im permanenten Wandel befindlichen Gesetzesanforderungen und -voraussetzungen anzupassen. Dabei sei der internationale Austausch zwischen Berufsorganisationen ein wertvolles Mittel, um voneinander zu lernen und die Berufsangehörigen auf die zukünftigen Herausforderungen und Rahmenbedingungen für die Berufsausübung vorzubereiten, so Wala. Das erste Panel bildete ein Forum, in dem sich Vortragende aus verschiedenen Ländern zum „state of the art“ des von ihnen jeweils vertretenen Berufsstands austauschten. Dabei gewährten Dr. Lukasz Gorka, Präsident der AAP Krakau, Andrei Badiu, Board-Mitglied der CECCAR in Rumänien, Oleksander Blotner, Council-Mitglied der UFPAA in der Ukraine, Dr. Nodar Ebanoidze, Board-Mitglied der GFPAA in Georgien, Sinisa Mutic, Manager für Qualitätskontrolle der AAARS in Serbien, Prof. Dr. Axel Pestke, Hauptgeschäftsführer des DStV, Margus Tammeraja, Vorsitzender des AEA-Boards aus Estland, Laimute Voveriene, Präsident der AAA in Litauen und Franciszek Wala, Präsident der AAP in Polen Einblicke in das Berufsbild des „Accountants“ in ihrem jeweiligen Land sowie in die berufsorganisatorischen Strukturen und die momentan stärksten Herausforderungen, mit denen sich der Berufsstand und die Berufsorganisationen konfrontiert sehen. Durch die verschiedenen Beiträge wurde deutlich, dass das Berufsbild des „Accountants“ in den jeweiligen Ländern nicht zwingendermaßen die gleichen Tätigkeitsfelder umfasst. Während es sich z.B. beim Accountant in Estland oder Polen um einen Beruf handelt, der weitestgehend unreguliert ist, aber bspw. auch steuerliche Beratung leisten darf, so ist der Beruf des Steuerberaters in Deutschland reguliert und klar abgegrenzt vom Buchhalter, auch wenn Buchhaltung zu den Aufgaben des Steuerberaters gehört. Demnach sind weder die Tätigkeitsfelder des Steuerberaters noch des Buchhalters 1:1 vergleichbar mit dem Pendant in Estland oder Polen. Rumänien beschrieb ein Model, welches dem deutschen sehr ähnlich war. Die Ukraine hingegen steht gerade erst in den Startlöchern, den Beruf des „Accountants“ einzuführen und zu beschreiben. Einig war man sich hingegen in Bezug auf die Herausforderungen, denen sich die Mitglieder und deren Berufsorganisationen derzeit ausgesetzt sehen: die Digitalisierung der Berufsausübung, die Nachwuchsgewinnung und die sich immer wieder verändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen, mit denen Berufsangehörige konfrontiert werden, stellen massive Herausforderungen für alle dar. Einen aus Sicht des DStV interessanten Einblick im Umgang mit der Digitalisierung offenbarte Margus Tammerja (AEA – Estland), der den technologischen Fortschritt in Estland beschrieb und dabei aufzeigte, was mit den heutigen Technologien bereits möglich ist. „Reporting 3.0”, “Informations Data-Hubs” und „Real-time Economy und Counselling“ sind dabei Maßnahmen, bei denen die Berufsangehörigen bei der Digitalisierung „von Anfang bis Ende begleitet werden sollen“. Ziel der AEA in Estland sei es, durch regelmäßigen Austausch mit der Regierung, umfangreiche Pilotprojekte und intensives Training von Berufsangehörigen den Übergang in ein massiv digitalisiertes Berufsbild von Beginn an unterstützend zu begleiten. Zur Nachwuchsförderung präsentierte Andrei Badiu (CECCAR – Rumänien) sein „Young Professionals Lab“, eine Initiative, die junge Berufsangehörige durch zusätzliche Trainings an die Anforderungen des Berufsstands heranführen soll. Dabei stehen vor allem sog. „Soft-Skills“ wie bspw. Verhandlungsführung, Kontakt mit Mandanten oder öffentliches Reden im Fokus. Positiv wahrgenommen wurde die DStV-Initiative für eine verstärkte Interessenvertretung des Berufsstands in Brüssel und bei den Europäischen Institutionen. Während die übrigen Berufsorganisationen bisher vornehmlich die Interessen ihrer Mitglieder im nationalen Bereich vertreten, sei der DStV in diesem Punkt ein Vorreiter. Auf die Frage der Herausforderungen für den Berufsstand wurde dann in dem zweiten Panel durch Impulsvorträge von Prof. Dr. Aldona Kamela-Sowinska, Board-Mitglied und Vorsitzende der International Relations Commission der AAP, Dr. Zdzislaw Fedak, Vizepräsident des AAP Research Council, und Zbigniew Zurek, Vorsitzender des AAP Arbeitnehmer Councils, noch einmal vertieft eingegangen. Für Kamela-Sowinska besteht die größte Herausforderung in der Digitalisierung, welche ihrer Auffassung nach „über die technologischen Fortschritte hinausgeht“. Vielmehr seien sog. „subjektive Informationen“, wie bspw. „Fake News“ oder „Alternative Fakten“ ein Störfeuer für die Berufsausübung. Auch seien die fehlenden Regelungen zur Blockchain-Technologie oder zum Umgang mit Kryptowährungen ein zunehmendes Hemmnis. Dr. Zdzislaw Fedak griff das Problem der unregulierten Technologie auf und ging noch einen Schritt weiter: die unterschiedlichen Rechtsquellen, wie internationale Standards, Europarecht und nationales Recht, schaffen seiner Ansicht nach in vielen Fällen mehr Widersprüche, Unsicherheit und Unruhe für den Berufsstand, anstatt die Berufsausübung zu erleichtern. Regelungen wie bspw. die DSGVO oder europäische Meldeanforderungen „seien von Berufsangehörigen oftmals nicht gewünscht oder gefordert“. Hier sei es vielmehr „eine politische Elite, die vermeintlich besser über die Belange und die Bedürfnisse des Berufsstands Bescheid wisse, als dieser es selber tut“. Fedak betonte die zunehmende Rolle der Berufsorganisationen, welche die „Berufsangehörigen gegenüber dieser Elite“ immer angemessener zu vertreten habe. Anschließend tauschten sich Olga Budziszewska, Cybersecurity Manager bei Microsoft Polen, Dr. Piotr Hans, AAP Board Mitglied, Grzegorz Jurczak, Manager für Arbeitsweisen und DMS bei Soneta und Krzysztof Zwiefka, CFO bei EURO-EKO, im Rahmen einer offenen Podiumsdiskussion darüber aus, wie sich das Berufsbild und das Tätigkeitsfeld des „Accountants“ auf Grund der Digitalisierung verändern wird. Man war sich einig, dass die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI), automatisierten Prozessen der Datenverarbeitung und Robotik das Berufsbild gänzlich verändern wird. Durch automatisierte und dadurch schnellere Verarbeitungsprozesse würden mittelfristig die Preisniveaus sinken, so Budziszewska. Im Gegensatz dazu, werde aber durch die Entwicklung von Kommunikationstools eine „Rund-um-die-Uhr“-Betreuung aus Sicht der Mandanten erwartet. Auf diese Veränderungen müsse man die Berufsangehörigen bereits frühzeitig hinweisen und vorbereiten. Gleichzeitig betonte Jurczak aber auch, dass neue Technologien nicht ausschließlich als Bedrohung anzusehen seien. Blockchain, so Jurczak, habe die Möglichkeit, die Sicherheit der Datenverarbeitung und somit den Datenaustausch zwischen Mandanten, Beratern und Behörden nachhaltig zu reformieren und zu vereinfachen. Im Rahmen der Podiumsdiskussion wies der DStV darauf hin, dass man sich auch die Frage stellen müsse, ob bestimmte beratende Tätigkeitsfelder in Zukunft überhaupt noch notwendig seien, wenn die Prozesse voll automatisiert ausgeführt werden können. Wieviel der ursprünglichen Beratungstätigkeit bleibe nach der digitalen Revolution noch übrig? Welche neuen Beratungsmöglichkeiten können den Mandanten geboten werden? Damit sprach der DStV ein Problem an, das – so wie es schien – von einzelnen Verbänden noch nicht als ernsthafte Möglichkeit in Erwägung gezogen worden war. Insgesamt handelte es sich bei der Veranstaltung in Polen um einen interessanten und bedeutsamen Gedankenaustausch zur zukünftigen Entwicklung der steuer- und wirtschaftsberatenden Berufe mit Blick auf Buchführung und Rechnungslegung. Außerdem bildete die Konferenz auch eine gute Gelegenheit, das gegenseitige Verständnis deutscher und osteuropäischer Berufsstände und Berufsorganisationen mit Blick auf Europa weiter zu vertiefen. Stand: 5.7.2018


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