17.10.2016, Kategorie Archiv Europa

Zukunft der Besteuerung und der Steuerberatung in Europa: ETAF-Konferenz in Brüssel

Die Europäische Organisation der regulierten Steuerberater European Tax Advisor Federation (ETAF) veranstaltete am 28.9.2016 in Brüssel ihre erste Fachkonferenz. Mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Berufsstand wurden aktuelle Fragen des Steuer- und Berufsrechts in Europa erörtert. Im Zentrum standen hierbei die Herausforderungen der zunehmenden Internationalisierung und Digitalisierung für die Besteuerung und der Beitrag von Steuerberatern für deren Lösung. Zu der im Rahmen des Kongresses der französischen Steuerberaterkammer ausgetragenen Veranstaltung waren mehr als 5.000 Berufsangehörige aus Frankreich, Belgien, Deutschland und anderen europäischen und außereuropäische Staaten zusammengekommen. Digitalisierung und Internationalisierung verändern Besteuerung Die Eröffnungsrede hielt der Vorsitzende der liberalen Fraktion im Europäischen Parlament und frühere belgische Premierminister Guy Verhofstadt. Anschließend erläuterte der Direktor des Zentrums für Steuerpolitik und -verwaltung der OECD, Pascal Saint-Amans, per Video-Botschaft die aktuellen Herausforderungen für die europäische Steuerpolitik. Insbesondere die Internationalisierung der Handels- und Produktionsketten, aber auch die immer stärker an Bedeutung gewinnende digitale Wirtschaft erforderten neue Ansätze in der Rechtssetzung. In der folgenden Podiumsdiskussion diskutierten Vertreter des Europäischen Parlaments, der EU-Kommission, der OECD und des Bayerischen Finanzministeriums über die Probleme und mögliche Lösungsansätze. Die jetzige Situation mit unterschiedlichen nationalen Regelungen ermögliche und begünstige die Steuerarbitrage von Unternehmen. Die Europäische Union werde daher in den kommenden Jahren eine Verstärkung des Prinzips der Besteuerung am Ort der Leistungserbringung vorantreiben. Der EU-Kommissar für Steuerpolitik, Pierre Moscovici, bekräftigte in seiner anschließenden Rede die Entschlossenheit der Europäischen Union im Kampf gegen Steuervermeidung und Gewinnverlagerungen. Ein gemeinsames Vorgehen der Mitgliedsstaaten sei gefordert, weshalb die Kommission noch im Jahr 2016 einen neuen Vorschlag für eine gemeinsame Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage vorlegen werde. Berufsregulierung von Steuerberatern ist gut für Unternehmen und Staat In der nachfolgenden Podiumsdiskussion erörterten die Vorstandsmitglieder der ETAF, inwiefern berufsrechtliche Regelungen einen Beitrag zur Qualität und zum Wirtschaftswachstum in Europa beitragen können. DStV-Vizepräsident StB/WP Prof. Dr. H.-Michael Korth erklärte: „Eine falsche Information über Konsequenzen kann bei den Unternehmen zu erheblichen Steuer- und Zinszahlungen führen. Wenn sie nicht 100-prozentig richtig ausgeführt wird, ist Steuerberatung eine kritische Dienstleistung. Berufsrechtliche Regulierung von Steuerberatern ist damit Ausdruck des Vorsichtsprinzips: Es ist besser, negative Folgen im Vornherein zu verhindern, als sie nachträglich zu bereinigen.“ BStBK-Vizepräsident StB Volker Kaiser ergänzte: „Viele „Berater“ in Europa arbeiten außerhalb jeglichen Rechtsrahmens und ohne berufsrechtliche Vorgaben, da der Beruf nicht in allen Mitgliedstaaten reguliert ist. Die Skandale um Luxleaks und die sog. Panama-Papers haben gezeigt, dass hier dringend Nachholbedarf besteht. ETAF hat sich die Aufgabe gestellt, diesem Mangel abzuhelfen.“ An der Veranstaltung in Brüssel nahmen für den DStV u.a. die Vizepräsidenten Hans-Joachim Oettinger und Markus Tuschen, DStV-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Axel Pestke, zahlreiche Vertreter von DStV-Mitgliedsverbänden und DStV-Europarechtsreferent René Bittner teil. Stand: 13.10.2016


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