EU-Strategie „KI-anwenden“ eröffnet Chancen für KMU und Verwaltung

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Mit der Strategie „KI-anwenden“ möchte die EU-Kommission den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Europa beschleunigen. In seiner Stellungnahme hatte der DStV den verstärkten Einsatz von KI bei der öffentlichen Verwaltung gefordert. Diese Forderung wurde von der EU-Kommission berücksichtigt.


Trotz einer zukunftsorientierten Industrie und zahlreicher innovativer Start-ups bleibt der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der EU bislang begrenzt. Mit der Strategie „KI-anwenden“ will die EU-Kommission diesem Rückstand begegnen, Europa zu einem globalen Zentrum für vertrauenswürdige KI entwickeln und die wirtschaftliche Unabhängigkeit gegenüber Drittstaaten stärken. Dieses Ziel ist ambitioniert und zugleich notwendig. Auf dem Weg dorthin gilt es jedoch, vielfältige Hürden zu überwinden. Ein wichtiger erster Schritt ist die gezielte Förderung industrienaher KI-Anwendungen in strategischen Schlüsselbranchen.

Die Strategie umfasst insgesamt elf sogenannte „sektorale Leitinitiativen“, die zentrale Bereiche der europäischen Wirtschaft adressieren. Besonders positiv ist, dass auch der öffentliche Sektor beim Einsatz von KI unterstützt werden soll. Vorgesehen ist der Aufbau einer KI-Toolbox für öffentliche Verwaltungen, die einen gemeinsamen Aufbewahrungsort (engl. Repository) mit praxisnahen, quelloffenen und wiederverwendbaren Tools zur Sicherung der KI-Integrität bereitstellt. Zudem soll die Einführung skalierbarer, vertrauenswürdiger generativer KI-Lösungen in der Verwaltung beschleunigt werden. Der Deutsche Steuerberaterverband e.V. (DStV) hatte in seiner Stellungnahme zur Strategie „KI-anwenden“ betont, dass gerade die öffentliche Verwaltung in ihren Digitalisierungsbemühungen gestärkt werden muss, da hier erheblicher Nachholbedarf besteht. Damit der steuerberatende Berufsstand die Potenziale der Digitalisierung im Interesse von Mandanten und Verwaltung voll ausschöpfen kann, sind moderne IT-Strukturen und KI-Assistenzsysteme in der Finanzverwaltung unverzichtbar.

Ein weiterer Schwerpunkt der Strategie liegt auf der Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Mit der geplanten Umwandlung der europäischen Innovationszentren in Experience Centers für KI soll ihnen der Zugang zu Technologie und Know-how erleichtert werden. Da KMU aufgrund begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen besonderen Unterstützungsbedarf bei der Etablierung von KI haben, ist dieser Ansatz zu begrüßen. Der DStV sieht darin eine solide Grundlage für den Wissenstransfer und fordert ergänzend, den Fokus noch stärker auf praxisbewährte, einsatzfertige KI-Lösungen zu richten. Sie sind der Schlüssel, um Bürokratie messbar zu reduzieren und gesetzliche Berichtspflichten effizienter und ressourcenschonender zu erfüllen.

Ergänzend dazu soll ein strukturierter Dialog mit Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft etabliert werden. Geplant ist die Einrichtung eines „KI-Büros“, das als zentrale Austauschplattform dienen soll. Es soll jährliche Treffen ausrichten, in denen Innovationsstrategien diskutiert, Erfahrungen geteilt und sektorale Gremien eingerichtet werden, die die Umsetzung der Strategie begleiten und überwachen.

Bereits im April dieses Jahres hatte die EU-Kommission den Aktionsplan „KI-Kontinent“ vorgestellt, der Europa eine führende Rolle im Bereich künstlicher Intelligenz sichern soll. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten die Strategien „KI-anwenden“ und „KI der Wissenschaft“, die als komplementäre Bausteine den europäischen KI-Rahmen gezielt weiterentwickeln.

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