12.12.2016, Kategorie Archiv Europa

EFAA-Experten berieten über Digitalisierung und Zukunft des Berufs

Zur Ratssitzung der EFAA trafen sich die Vertreter der Mitgliedsorganisation am 5. und 6.12.2016 in Ljubljana, um über die Herausforderungen der Digitalisierung und die Zukunft des Berufs zu diskutieren. Industrie 4.0 und die Zukunft von Dienstleistungen Prof. Oliver Günther (Universität Potsdam) gab zunächst einen Überblick über die Entwicklung der Informationstechnologie. Er widmete sich besonders der Frage, ob die Digitalisierung Freund oder Feind kleiner und mittlerer Praxen (KMPs) ist. Sie könne die Berufsangehörigen mit Ihren vielfältigen Möglichkeiten entlasten. Die Kanzleien müssten jedoch offen für die neuen Technologien sein und den Wandel in ihrer Organisation nachvollziehen. Andererseits könnten auch viele einfache Tätigkeiten in Zukunft durch Software übernommen werden und so Arbeitsplätze abgebaut werden. Die berufliche Verschwiegenheit sei durch den Trend gefährdet, dass der Wunsch nach öffentlicher Sicherheit mit Einschränkungen der Privatsphäre einhergehe. Hier müssten Vorkehrungen getroffen und vor allem bei Berufsangehörigen und Mitarbeitern ein Problembewusstsein für die Datensicherheit geschaffen werden. Igor Zorko, Präsident der slowenischen Kammer für Informationstechnologie und Telekommunikation, zeigte am Beispiel Sloweniens auf, wie die Digitalisierung den Arbeitsalltag von Steuerberatern verändern kann. Das Land hat bereits bei vielen Verwaltungsverfahren die elektronische Verfügbarkeit realisiert, elektronische Rechnungen bei Verträgen mit öffentlichen Einrichtungen sind obligatorisch und Unternehmen können bei der Beantragung von Krediten einen einheitlichen Reportingstandard nutzen. Für die Zukunft prognostizierte er mehr selbständige Dienstleistungserbringer, die Vermittlungsplattformen nutzen, um Mandanten zu finden. Die Vertreter einzelner Organisationen widersprachen dem jedoch: Bei der Steuerberatung und Rechnungslegung sei Qualität ein entscheidender Faktor, der zu einer längerfristigen Vertrauensbeziehung führe. Vermittlungsplattformen ließen sich hier – abgesehen von berufsrechtlichen Fragestellungen – nur begrenzt nutzen. Cyber Security José Maria Pedro, verantwortlich für IT-Prüfungen bei der portugiesischen Steuerberaterkammer OCC, adressierte die Wichtigkeit und Notwendigkeit von digitalen Sicherungsmaßnahmen für KMPs. Vielen Berufsangehörigen fehle das Problembewusstsein für die Gefahren im Umgang mit Internet, Email und Smartphone. Die Folgen reichten von der Verletzung der Verschwiegenheitsverpflichtung bei Benutzung von Whats app oder unverschlüsselten Emails bis zu Erpressung und Totalverlust von Daten. KMPs im Jahre 2030 Den Abschluss der Veranstaltung bildeten Vorträge zur Zukunft der steuerberatenden Berufe in der digitalen Welt. Dr. Lars Meyer-Pries (Datev) präsentierte, was Softwareunternehmen tun können, um KMPs auf dem Weg in die Zukunft zu unterstützen. Dies betreffe Sicherheitslösungen und die Vernetzung mit dem Mandanten ebenso wie das „Change-Management“. Martin de Bies, Inhaber einer innovativen Rechnungslegungskanzlei in den Niederlanden, gab einen Einblick in die derzeit bestehenden technischen Möglichkeiten. Er präsentierte den niederländischen einheitlichen Reportingstandard SBR, durch den Unternehmen mit einem einheitlichen Bericht zugleich die Anforderungen für die Steuererklärung, die Einreichung des Jahresabschlusses, für die Statistikbehörden, aber auch für Banken erfüllen können. Viele einfache Buchhaltungstätigkeiten werden nach Meinung de Bries‘ in Zukunft von Computern übernommen. Er stellte vor, wie diese Systeme funktionieren und selbstlernend akkurater werden. Steuerberater müssten qualitativ hochwertige Leistungen anbieten, um bestehen zu können. Besonders wichtig sei es in Zukunft, verkaufen zu lernen. Mandanten würden nur bereit sein, mehr zu zahlen, wenn sie auch einen Mehrwert in der Dienstleistung erkennen. Für den DStV nahm Europarechtsreferent StB René Bittner als Rapporteur an der Veranstaltung teil. Stand: 9.12.2016


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